Start-Up Buddy

Der Investor – das Rundum-Sorglos-Paket für Start-ups?

Drum prüfe wer sich bindet

Einen Investor an Bord zu haben ist richtig hip, fast schon ein Must-have, um als Start-up qualifiziert zu werden. Ist er wirklich die sprudelnde Geldquelle, die sorgenfreie erste Unternehmerjahre ermöglicht? Was der Einstieg eines Investors für die Dynamik und das Set-up eines Unternehmens bedeutet, darüber haben wir mit Steffi Hofbauer, Gründerin und Geschäftsführerin von Oscar & Trudie gesprochen. Mit ihrem regionalen BIO Premiumtierfutter ist sie spätestens seit „Die Höhle der Löwen“ als Start-up mit vielen nachhaltigen Prinzipien bekannt geworden.

Mit welcher Idee hast du Oscar and Trudie im Winter 2015 gegründet?

Ich komme aus einer Unternehmerfamilie, aber mich selbständig zu machen war ein Gedanke, der erst recht spät gekommen ist. Ich habe nicht nur alle Staffeln von Investorensendungen wie Höhle der Löwen, shark tank und 2 Minuten 2 Millionen verschlungen, sondern immer stärker diesen Wunsch mein eigenes Ding zu machen verspürt.

Es gab dann einen Schlüsselmoment, der den Stein komplett ins Rollen gebracht hat: Ein Nachmittag im Sommer 2013 in einer Hängematte mit dem Spiegel-Bestseller „Katzen würden Mäuse kaufen“. Da war mir sonnenklar, dass ich Hundefutter erzeugen möchte und zwar eines, wo ich 1) den Fleischer persönlich kenne, 2) weiß, wie er die Tiere aufzieht und schlachtet und 3) wo das Verpackungsmaterial aus Glas statt Dosen besteht.

Als ich diesen Entschluss gefasst hatte und auch noch das Produkt stand, war mir zu 100% klar, dass ich genau nur das machen möchte. Rückblickend betrachtet eine völlig verträumte Vision. Was es produktionstechnisch und genehmigungsseitig bedeutet, ein solches Produkt auf den Markt zu bringen, war mir in keiner Weise bewusst. Ich würde es nicht nochmals machen (Steffi lacht).

Was ist bei einer derartigen Produktion der größte Knackpunkt im Businessplan?

Die Finanzierungsfrage. Alleine die Entwicklungszeit von der Idee bis zur Marktreife hat bei uns knapp 2 Jahre gedauert. Wenn du dann die erste Charge produzierst, um auf den Markt zu gehen, muss die gesamte Produktion – vom Fleisch bis zum Glaserl – vorfinanziert werden. Außerdem fließt viel Geld ins Marketing. Zu dem Zeitpunkt ist der Return völlig unabsehbar. Und das ändert sich ja nicht bis du halbwegs stabile Produktions- und Abnahmemengen hast.

War das der Grund, warum ihr 2016 in der VOX-Serie „Die Höhle der Löwen“ gepitcht habt?

Es waren sicher zwei Gründe: zum einen wollten wir natürlich gerne einen Investor, aber da wir so ein Nischenprodukt anbieten, haben wir uns keine zu großen Chancen ausgemalt. Ein zweiter Grund war sicher auch Awareness am deutschen Markt zu bekommen und unseren Vertriebskanal auf Fachhändler zu erweitern, das heißt die Bekanntheit der Marke an sich, aber auch des Produktes am deutschen Markt zu steigern.

Spannend war aber, dass uns zwar alle Löwen abgesagt, sich aber nach der Ausstrahlung einige Investoren aktiv bei uns gemeldet haben! Und da war doch tatsächlich unser „Löwe“ dabei.

Was war deine Erwartungshaltung an den Investor?

Ganz offen gesagt hatte ich zum Zeitpunkt der ersten Gespräche keine Idee, wie diese Beziehung Investor – Unternehmer aussehen kann. Mein Tipp ist es darum klar auszusprechen, ob es sich um ein Investment in Form von Know-how oder Geld handelt.

Vielleicht geht man in diese Verhandlungen – geblendet von der Idee einer finanziellen Entspannung – zu naiv hinein. Ein Investor hat verständlicherweise das Ziel Firmenanteile zu erwerben. Erst durch ein Gespräch mit einem Juristen war mir bewusst, dass es nicht nur um Geld oder / und Know-how geht und alles andere so weiterlaufen würde wie bisher: Plötzlich standen Fragen wie Änderung der Gesellschaftsform von KG auf GmbH im Raum, Mitspracherechte des Investors usw. Das ist wie eine Ehe, aus der man aber nicht so leicht wieder herauskommt.

Ihr habt mit dem Investor eine „3-Monate-Kennenlernzeit“ vereinbart. Was hat dir diese Zusammenarbeit gebracht?

Ich habe einen viel breiteren unternehmerischen Blick, ein besseres Zahlenverständnis und ein neues Mindset bekommen. Ein Beispiel: Fixkosten – z.B. für Lagermitarbeiter - waren etwas, was ich immer unbedingt so niedrig als möglich halten wollte. Dass ich anstatt Gläser zu kommissionieren besser verkaufen könnte, war nicht in mir verankert.

Ich habe aber auch erkannt, dass ich alleine entscheiden möchte. Firmenanteile abzugeben, sodass jemand anderer Mitspracherecht hat, ist für mich nicht attraktiv, denn dann könnte ich wieder als Angestellte arbeiten.

Wichtig ist außerdem, dass man dieses eingebrachte Know-how nicht einfach 1:1 übernimmt, sondern schon noch reflektiert und in den Dialog tritt.

Ist der Druck auf dich als Unternehmer gestiegen?

Natürlich. Ein Investor erwartet logischerweise raschen Return on Investment. Dessen permanente Präsenz und Fragestellungen können da schon herausfordernd werden. Plötzlich gibt es auch wieder Anweisungen, die wieder an die Zeiten als Angestellter erinnern.

Welchen Tipp kannst du Unternehmern mitgeben, die darüber nachdenken, einen Investor an Bord zu holen?

Schau dir das Gesamtpaket gut an: Sprecht klar Art und Umfang des Investments aus, lernt euch auch auf einer persönlichen Ebene kennen und prüft, ob ihr fachlich und menschlich ein gutes Gespann bildet.  

Danke Steffi!